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Erla lag in riesengroßer Traurigkeit am Seeufer und blickte über
das flimmernde Wasser zum Vollmond. Dort oben, in den Fernen der Sterne, war
unendlicher Raum und nicht die Enge der Erde, in der er überall anstieß,
auch wenn er sich noch so sehr in acht nahm. Der Nachtwind kräuselte
den See, und es duftete nach Frühling. Er lauschte dem Rascheln der Blätter.
Sogar ein Schwanenpaar konnte er mit seinen Riesenohren in einer fernen Bucht
schwimmen hören. Irgendwo im Gebüsch piepste ein Zaunkönig
im Traum.
Ich liebe die Welt, dachte er, und Friede überkam ihn. Als er gerade am Einschlafen war, ließ ihn ein unbekanntes Geräusch aufhorchen. Ganz nah dem Ufer plätscherte es wie von einem großen Fischschwanz, und deutlich hörte er ein feines Stimmchen: "Oh, wie schön der Mond scheint!"
Vorsichtig hob der Riese seinen Kopf und erstarrte wie verzaubert. Auf einem
Stein im Wasser saß eine Seejungfrau.
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Wer geliebt hat, versteht, daß Blondchen die Welt grau und leer erschien.
Da tönte vom Schloßturm das Horn des Wächters und meldete
Besuch. Aber als Blondchen nicht die ersehnte Antwort erhielt, es sei Erla,
sondern ein Edelmann auf einem Schimmel, ließ sie ihn abweisen. Doch
er stieß die Wachen zurück und galoppierte dröhnend über
die Holzbrücke, hämmerte mit den Fäusten wie von Sinnen ans
verschlossene Tor. "Im Namen der Liebe, öffnet! Ich muß zur
Herrin des Schlosses!"
Blondchen winkte zum öffnen. Im Sonnenschein stand ein Edelmann, strahlender als Blondchen ihn sich je geträumt hatte. Er kniete vor ihr Lager, ergriff ihre Hand und küßte sie. Seine Augen trafen sie wie eine Erinnerung an Erla, daß sie erschauderte. "Ihr müßt meine Frau werden!"
"Es kann nicht sein, mein Herz gehört Erla dem Riesen!"
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Blondchen